Ein Schmerz, den ich nicht in Worte fassen kann

Ich spüre eine Last auf meinen Schultern, die mich niederdrückt, mich zwingen will, den Kopf zu senken. Doch es ist nicht nur die Trauer über die Taten selbst, sondern auch die Angst vor dem, was sie mit der Wahrnehmung einer ganzen Nation machen. Ich frage mich, ob diese Verbrechen als Einzelfälle gesehen werden oder ob sie Teil eines größeren Narrativs sind – eines, das das Bild von Migranten verzerrt, das Misstrauen sät, das Türen schließt, bevor sie sich überhaupt öffnen können.
Ich frage mich, ob für Afghanen in diesem Land noch Platz sein wird – nicht nur in Universitäten oder auf dem Arbeitsmarkt, sondern in den Herzen der Menschen. Wird ein Moment kommen, in dem wir nicht mehr als Individuen, sondern als Gefahr betrachtet werden? Eine Vorstellung, die mich bis ins Mark erschüttert.
Ich schäme mich – nicht, weil ich selbst schuldig bin, sondern weil ich auf diesem Boden gehe, unter diesem Himmel atme, und doch spüre, wie sich die Blicke verändern, wie sich Misstrauen in den Gesichtern spiegelt. Es zerreißt mich, denn ich weiß, dass wir nicht alle gleich sind. Ich weiß, dass es unter uns Menschen gibt, die Gutes tun, die hoffen, die sich bemühen, Brücken zu bauen, wo andere Gräben aufreißen.
Doch wie kann ich das erklären, wenn das Bild, das gezeichnet wird, so düster ist? Wie kann ich mich von einer Schuld befreien, die nicht meine ist, die ich aber doch auf meinen Schultern trage? Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass dieser Schmerz mich verändert, dass er mich wachhält, dass er mich an mir selbst zweifeln lässt.
Und dennoch bleibt da eine Hoffnung – dass eines Tages nicht die Taten Einzelner eine ganze Nation definieren, sondern die Menschlichkeit, die wir in uns tragen.
Deshalb wünschte ich mir so sehr, dass diese Worte gehört werden, dass sie nicht nur auf dem Papier oder in meinem Herzen bleiben, sondern in die Welt hinausgehen, sich ihren eigenen Weg bahnen, bis sie vielleicht irgendwo auf offene Ohren und offene Herzen treffen. Ich wollte meine Stimme erheben – nicht laut, nicht kämpferisch, sondern so, wie mein Herz sie mir eingibt: roh, ehrlich, unverfälscht. Vielleicht wird sie ungehört verhallen, vielleicht wird sie ignoriert. Aber vielleicht – und nur vielleicht – wird sie irgendwo einen Funken berühren, der nicht erlischt. (Sara Nikzad)
Ein Herz, das spricht – ein Text, der fühlt.
Mit Respekt und aufrichtigen Grüßen,
Sara Nikzad
Sara Nikzad wird durch die Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas Ansbach betreut. Wir danken für die Zeilen, Gedanken und Gefühle, die wir hier veröffentlichen dürfen.